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Abenteuer Lappland

Malmö, Stockholm, schnell lassen wir das südliche Schweden hinter uns. Unser Ziel ist Lappland. Gut 1.500 Kilometer Luftlinie sind es vom südlichen Schweden bis zur finnischen Grenze im hohen Norden. Lappland, das Land der Mitternachtssonne, des Nordlichts, der Berge, endloser Wälder, wilder Flüsse, unzähliger Sümpfe und Inseln, so sagt unser Reiseführer. Dieses arktische Gebiet bietet unzählige Möglichkeiten, vom Schnee-Schuhwandern bis zum Tourenskifahren. Hier erleben wir echten Winter, mit sehr viel Schnee, kalten Tagen, eisigen Nächten, Elchen und Rentieren und wunderschönem Licht und einer Stimmung, die wir so an keinem anderen Ort gesehen haben.   

 

Unseren ersten mehrtägigen Stopp auf dem Weg nach Lappland legen wir an der Höga Küsten ein. Diese zerklüftete Küste südlich von Örnsköldsvik wurde wegen ihrer einzigartigen Kultur und Natur von der UNESCO als Welterbe eingestuft. Hier verläuft die naturräumliche Grenze zwischen Subarktis und gemäßigtem Klima. Wir quartieren uns für drei Tage im Skuleskogen-Nationalpark ein. Der Park hat drei Eingänge, der Süd-Eingang ist auch im Winter gut zu erreichen. Der Wohnmobil-Stellplatz kostet nichts, hat allerdings auch keine Entsorgungsmöglichkeiten. 30 Kilometer gut markierte Wander- und Schneeschuhwege durchziehen den Nationalpark. Von seinen schroffen, felsigen Berghängen bietet sich eine fantastische Aussicht auf die schneebedeckte, mit Packeis zugefrorene Fjordlandschaft. Bei -20 Grad und eisigem Ostwind bekommen wir langsam einen Vorgeschmack auf das winterliche Lappland. 

Schnee soweit das Auge Reicht

Über Umea und Skelleftea erreichen wir das Naturreservat Storfossen. Der Storfossen ist der größte Wasserfall Skandinaviens. Hier fällt der ungebändigte  Piteälv nicht nur 82m tief, sondern mit 5 km auch außerordentlich lang. Was den Ort im Winter absolut spektakulär macht, ist die gefrorene Gischt. Das Wasser schafft im Flusslauf und an den Bäumen einzigartige Skulpturen. Das ganze Gebiet ist mit Holzstegen gut zugänglich und wir kommen ganz nah ans Wasser ran. An vielen Stellen gibt es Grillplätze, die auch im Winter mit Holz ausgestattet sind. 

 

Angekommen Im Land der ewigen Kälte

Kurz vor Jokkmokk beginnt das Polargebiet. Bei 66,57 Grad nördlicher Breite erreichen wir eine unsichtbare Linie, die einmal um die Erde herumreicht: den Polarkreis. Oberhalb dieser Linie wird es im Sommer nie richtig dunkel. Die Sonne steht 24 Stunden am Himmel, sie zieht sich nicht hinter den Horizon zurück. Im Winter kommt sie oberhalb dieser Breite nicht über den Horizont. Es beginnt eine Zeit, die Polarnacht genannt wird. In den Monaten November bis Februar ist es jedoch nicht komplett dunkel, sondern es herrscht Dämmerung. Das Sonnenlicht bricht sich am Horizont und taucht die Landschaft in einen dämmrigen Schein, eine einzige blaue, rote, violette Stunde, in der Sonnenaufgang und Sonnenuntergang eins sind. Ab Jokkmokk ändert sich auch das Landschaftsbild schlagartig. Die Schneeberge werden höher, der Wind pfeift stärker, es ist deutlich eisiger. Wir fahren durch eine unendliche Weite, vorbei an Tannen, die sich unter der Last des Schnees biegen, Birken, die dick mit Eis überzogen und gefroren sind. Wir sind im Land des ewigen Schnees angekommen. Es ist wirklich einzigartig.

Eiswelt

Das Gemeindegebiet von Jokkmokk ist etwa so groß wie Rheinland-Pfalz. Trotzdem leben hier nur knapp 5.000 Menschen. 2800 davon in der Stadt Jokkmokk. Wohnt man außerhalb der Stadt und braucht etwas, oder muss zum Arzt, dann ist der Weg weit. Die nächsten Nachbarn kann man hier nur mit dem Auto oder mit dem Schneemobil besuchen. Etwa 215 Kilometer sind es von Jokkmokk nach Kiruna, der nächst gelegenen Stadt. Kurz vor Kiruna biegen wir nach Jukkasjärvi ab. Dort steht das Icehotel. Eisbildhauer und Künstler aus aller Welt gestalten hier alljährlich die Hotelzimmer und eine Kathedrale mit beeindruckenden Eisskulpturen. Wir tauchen ein in eine faszinierende, kalte Welt. Die Atmosphäre ist einzigartig, das Eis schluckt alle Geräusche. Eine Übernachtung sparen wir uns: Die Suite kostet 780 Euro, das einfache Zimmer immerhin noch 350 Euro.   

Fast wie am Nordpol

Über die E 10 fahren wir weiter in den Abisko-Nationalpark - 250 km nördlich des Polarkreises. Der Abisko-Nationalpark ist mit Sicherheit einer der Höhepunkte jeder Nordlandreise. Hier ist alles tief verschneit. Blickt man nach Südosten, sieht man das faszinierende Panorama von Lapporten, einem Trogtal, dessen Name mit "Lappenpforte" übersetzt werden kann. In Abisko herrscht ein Klima mit wenig Regen, es ist die trockenste Gegend in ganz Schweden. Sehr häufig bläst der kalte Wind am Abend die Wolken ab und über dem Torneträsk-See öffnet sich das Blaue Loch. Der Himmel klart auf und über dem gefrorenen See sind die Polarlichter zu sehen. Leider bleibt uns das Schauspiel hier verwehrt. Dafür entschädigt uns die Schneeschuhtour, die uns zuerst über den See und später quer durchs Hinterland führt. Wir fühlen uns wie am Nordpol.